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Mobilität Wachau

Die Universität Krems hat zum einem Symposium im Audimax am Campus Krems geladen um sich mit nachhaltigen und innovativen Mobilitätskonzepten in der sensiblen Kulturlandschaft Wachau auseinander zu setzen. Vortragende aus dem In- und Ausland haben in Kurzreferaten unterschiedliche Aspekte, Zugänge und Referenzfälle beleuchtet. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde auf Detailfragen aus dem Publikum eingegangen.

Unter der Fachmoderation von Otfried Knoll, em. Leiter des Departments Bahntechnologie und Mobilität, Fachhochschule St. Pölten, wurde durch das informative Programm geführt. Er hat den Bahnpionier und Bauingenieur Josef Stern zitiert: „Die Nebenbahn ist ein Volksinstitut und muss auch als ein solches betrachtet werden“.

Barbara Komarek, Geschäftsführerin der Niederösterreich Bahnen, gab Einblicke in die Daten und Fakten der Bahn: Die Wachaubahn spielt eine zentrale Rolle im touristischen Verkehrskonzept der Wachau. In enger Abstimmung mit Fähren, Schifffahrt, Leihrädern, E-Mobility-Angeboten, Busverkehr und Tourismusbetrieben ist die Wachaubahn in der Hauptsaison von Mai bis Anfang November täglich im Einsatz – in der Vor- und Nachsaison an Samstagen, Sonn- und Feiertagen.
2023 war das erfolgreichste Jahr seit der Übernahme der Wachaubahn im Jahr 2011 und am ersten Betriebswochenende 2024 konnten bereits 10.000 Fahrgäste begrüßt werden.
In der anschließenden Podiumsdiskussion signalisierte sie Offenheit gegenüber neuen Konzepten für die weitere Etablierung der Bahn. „Wir können uns alles vorstellen, wenn die Region dahintersteht“.

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Das der Tourismus als Möglichkeit zu sehen ist, um Menschen zusammen zu bringen, wird von Wolfgang Rohrbach, Präsident von Europa Nostra Austria, betont. Es ist aus seiner Sicht eine besondere Zeit, in der wir mit vier unterschiedlichen „Schockwellen“ konfrontiert sind: demografisch, technologisch, ökologisch und ökonomisch. Das Credo muss lauten: das Alte erhalten, das Neue gestalten.

Die Kulturlandschaft Wachau ist seit dem Jahr 2000 Welterbestätte. Daraus ergibt sich, dass mit den Erfordernissen mit besonderem Augenmaß umgegangen werden muss. Bruno Maldoner, ehem. Referatsleiter für UNESCO-Welterbe der Republik Österreich und Vorstand Europa Nostra Austria, weißt nachdrücklich darauf hin, dass es einer Qualitätssicherung bedarf und der Raumordnungsplan in Ordnung gebracht werden muss, um den Weltkulturerbe-Titel halten zu können um mahnt mit „Vorsicht für die Zukunft“.

Pierre Laconte, ehem. Generalsekretär der Union Internationale des Transports Publics (UITP) brachte ein interessantes Beispiel für ein innovatives Bahnprojekt aus Belgien das zeigt, dass Tradition auch Innovation sein kann: Von Knokke-Heist nach De Panne führt die längste Straßenbahnlinie der Welt. Mit mehr als 65 Haltestellen verbindet sie auf einer zweistündigen Fahrt den Norden mit dem Süden. Die 1885 eröffnete Bahn wird heute mehr denn je von der Bevölkerung genutzt. Im Bezug auf die Thematik der Raumplanung zeigt das Bespiel des flämischen Basisdekrets, wie die Zersiedelung der Landschaft gestoppt und Grünflächen erhalten werden können. Nachdem das Busliniennetz ausgebaut wurde, durfte nur noch ,dort gebaut werden, wo es eine Busanbindung gab. „Paradise is not nessessarliy a far away place it can be our own valley.“

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Wissenschaftlicher Leiter des Research Lab Nachhaltiges Baukulturelles Erbe der Universität Krems, Christian Hanus, ist in seinem Kurzreferat auf die Verkehrswege und Verkehrsmittel in der Wachau eingegangen: Entlang der Donau gab es bereits vor dem Bau der Wachaubahn ein Wegenetz aus Landwirtschaftswegen, Lehrpfaden, Pilger- und Bergwegen oder dem Römerweg am Südufer. Bei der Planung der Trasse wurde neben einem möglichen Hochwasser vor allem eine Gestaltung mit der Landschaft berücksichtigt. Der Leitgedanke war, die Bahnhöfe leicht außerhalb zu bauen um als Reisender die Landschaft besser wahrnehmen und erleben zu können. Die Bahn wurde als Bergbahn und nicht als Uferbahn gebaut.

Man ist ohne große Abbrüche ausgekommen und hat sich an der Topografie und den bestehenden Bauten orientiert. Christian Hanus stellte fest, dass es keine gute Übersicht der bestehenden Infrastruktur gibt und eine zeitliche Harmonisierung für ein komfortables und unkompliziertes Reisevergnügen notwendig ist. Durch die Asymmetrie funktionieren die Anschlüsse derzeit nicht. Ein wesentlicher Beitrag für die Entwicklung einer Region ist ein funktionierendes Gesamtsystem der Mobilität, das auch entsprechend beworben werden muss. Es braucht eine Schnittstellenschaffung zwischen den Systemen. So ist es möglich, ohne großen finanziellen Aufwand einen optimalen Nutzen zu schaffen.

Die Pinzgauer Lokalbahn hat sich seit der Übernahme durch die SLB im Jahr 2008 sehr erfolgreich entwickelt. Dies kann beispielgebend für neue Chancen und Möglichkeiten bei der Wachaubahn sein. Thomas Oberkalmsteiner, Dienststellenleiter der Pinzgauer Lokalbahn, betont, dass vor allem der gute Konsens mit den Gemeinden eine wichtige Basis für die regionale Entwicklungsmöglichkeit darstellt. Es ist gelungen, durch günstige Regiotickets, Sommerkooperationen wie der Gästekarte, die Erweiterung des Fahrangebots im Rahmen von Veranstaltungen und den Schülerverkehr, die Bahn als wichtiges Nahverkehrsmitteln in der Region zu etablieren.

Jede Region hat das Verkehrsmittel, dass es verdient – so sieht es Gunter Mackinger, Aufsichtsrat Schiene OÖ GmbH und Vorstand Lokalbahn Lambach-Vorchdorf-Eggenberg AG. Als negatives Beispiel nannte er die Steiermark, wo man den Menschen den Bezug zur Eisenbahn ausgetrieben hat. Hier brachte er als konkretes Beispiel die Gleichenbergerbahn, die er in direkte Gegenüberstellung mit der Lokalbahn Lambach-Vorchdorf brachte. Bei vergleichbarer Streckenlänge und ähnlichem Fuhrpark ist das Fahrplanangebot in der Oststeiermark um ein Vielfaches geringer als jenes in Oberösterreich . „Man muss den Menschen den Wert der Eisenbahn näher bringen. Das Thema öffentlicher Verkehr ist ein emotionales, daher muss man den Zugang zu den Herzen der Menschen schaffen“.

Podiumsdiskussion

Dies ist inhaltlich nur ein Auszug aus einzelnen Referaten und dieser Bericht liefert ist daher keine vollständige Wiedergabe der präsentierten Inhalte. Die Veranstaltung wurde weiters mitgestaltet von
Viktoria Weber, Vizerektorin für Forschung und Nachhaltige Entwicklung, Universität für Weiterbildung Krems
Johann Riesenhuber, Bürgermeister Stadtgemeinde Dürnstein in Vertretung der Gemeinden der Wachau
Hubert Keyl in Vertretung von LH-Stv. Udo Landbauer, MA Obmann des Verkehrsausschusses im Niederösterreichischen Landtag
Andreas Nunzer, Bürgermeister Marktgemeinde Spitz
Martin E. Uhlig, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Erms-Neckar-Bahn AG
Christian Geppner, Bürgermeister Marktgemeinde Weißenkirchen in der Wachau
Johannes C. Thiery, Patron des Hotel Schloss Dürnstein
Reinhard Weitzer, Stadtbaudirektor der Stadt Krems

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