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Koralmtunnel | Ein Jahrhundertprojekt geht ins Finale

Der Durchschlag in der Nordröhre des Koralmtunnels ist ein historisches Ereignis. 18 Jahre nach den ersten Probebohrungen sind beide Röhren des Koralmtunnels vollständig gegraben – eine Achterbahnfahrt an Erfolgen, Rückschlägen und Emotionen.

Genau 11.208 Meter haben sich die Mineure mit dem Tunnelbohrer „Kora“ seit 2014 vom Kärntner Lavanttal aus durch den Berg gegraben. Nach dem ersten Durchschlag im Jahr 2018 und den Weltrekorden der steirischen Tunnelbohrer („Mauli 1“ und „Mauli 2“), ist jetzt tatsächlich der gesamte Koralmtunnel gegraben. Eine herausragende Leistung, die international für Anerkennung sorgt. Der Koralmtunnel ist einer der längsten Tunnelbauwerke der Welt und besteht aus zwei parallelen Tunnelröhren. Gegraben wurden deshalb nicht eine, sondern zwei Röhren mit jeweils 33 Kilometer Länge. Dazu kommen viele Querschläge, Lüftungsbauwerke und sogar eine 900 Meter lange Nothaltestelle mitten im Gebirge. Superlativen sind bei diesem Projekt allgegenwärtig.

Wachsen mit der Herausforderung

Die Verhältnisse waren dabei nicht immer einfach. Es gab Rückschläge. Es gab aber auch außergewöhnlichen Pioniergeist, der mit jedem Problem gewachsen ist. Trotz hartnäckiger Störzonen im Gebirge hat die Mannschaft und „Kora“ ihr Ziel schließlich erreicht. Das Ergebnis ist mehr als Symbolik. Der Koralmtunnel bedeutet ein Zusammenrücken der beiden Bundesländer Kärnten und Steiermark – eine neue Verbindung, die künftig eine entscheidende Rolle der neuen Südstrecke einnimmt und noch vielen Generationen zur Verfügung steht. Schon bald ist es soweit: In 45 Minuten vom Uhrturm zum Wörtersee – die Koralmbahn macht es möglich.

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Tausende Menschen und 3 Megabohrer

45.480 Meter haben alle drei Megabohrer zusammen im Koralmtunnel innerhalb von sieben Jahre zurückgelegt. Mit jeweils 10.000 PS und 2.500 Tonnen Gewicht haben sie sich Meter für Meter durch den Berg gekämpft. Der Rest wurde in „Handarbeit“ erledigt – mittels Bagger- und Sprengarbeiten. Mehrere Tausend Menschen waren über die Jahre am Bau des Koralmtunnels beteiligt – aktuell sind es rund 800. Nach dem letzten Durchschlag steht jetzt auch auf Kärntner Seite der Innenausbau voll im Fokus. Rund zwei Drittel der Tunnelröhren werden mit einer zusätzlichen Innenschale ausgerüstet. Von steirischer Seite aus ist rund die Hälfte bereits geschafft.

Mit dem Durchschlag in der Nordröhre ist übrigens nicht nur der Vortrieb beim Koralmtunnel geschafft. An der gesamten Koralmbahn sind damit alle Vortriebsarbeiten fertiggestellt. Weite Teile der Koralmbahn in Unterkärnten konnten auch schon im Rohbau fertiggestellt werden – darunter beispielsweise die Tunnelkette St. Kanzian und das zweitlängste Tunnelsystem der Koralmbahn, der Granitztaltunnel. Und es geht im Eiltempo weiter.
Derzeit entstehen parallel die Bahnhöfe St. Paul im Lavanttal und Weststeiermark sowie weitere offene Abschnitte. Ein Jahrhundertprojekt geht ins Finale.

Ein Tunnel der Superlative

Der 33 Kilometer lange Koralmtunnel durchquert das Gebirgsmassiv der Koralpe mit Überlagerungen von bis zu 1.200 Metern und verbindet das steirische Deutschlandsberg mit dem Kärntner Lavanttal. Die beiden Tunnelröhren entsprechen den neuesten technischen und aerodynamischen Anforderungen und haben einen Durchmesser von 10 Metern. Die Röhren verlaufen parallel in einem Abstand von etwa 25 bis 50 Metern zueinander und sind alle 500 Meter über Querschläge miteinander verbunden. Sie dienen als Fluchtwege und bieten Platz für die bahntechnische Ausrüstung. In der Mitte des Tunnels befindet sich zusätzlich eine Nothaltestelle mit rund 900 Metern Länge – was an sich ein eigenes kleines Tunnelprojekt darstellt.

Karte Koralmtunnel 375x375 - Koralmtunnel | Ein Jahrhundertprojekt geht ins Finale

ZAHLEN & FAKTEN IM ÜBEBLICK

• 33 km Länge
• 10 m Durchmesser
• 2 eingleisige Röhren
• Alle 500 m Querschläge
• 250 km/h mögliche Höchstgeschwindigkeit
• 25-50 m Abstand der Tunnelröhren zueinander
• 1.200 m maximale Überlagerung
• Mehrere tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 18 Jahren
• 3 Tunnelbohrmaschinen mit jeweils rund 10.000 PS
• 900 m lange Nothaltestelle
• 160.000 Tübbinge (Betonteile zur Auskleidung
• 90 Gleiskilometer Stollenbahn
• 30 Stollenbahn-Loks

3/4 per Tunnelbohrmaschine
Aufgrund der kompakten Gebirgsverhältnisse im Zentralbereich der Koralpe wurden rund drei Viertel des Koralmtunnels mit Tunnelbohrmaschinen aufgefahren. Dabei gräbt sich der Bohrkopf einer rund 200 Meter langen Tunnelbohrmaschine durch das Gestein. Vorgefertigte Betonteile – sogenannte Tübbinge – sichern die Tunnellaibung.

160.000 Tübbinge
Tübbinge sorgen dafür, dass der Ausbruchsrand beim kontinuierlichem Vortrieb sicher gestützt wird. Gleichzeitig dienen die Stahlbetonteile als
Abstützung für die nächste Vorwärtsbewegung der Maschine, den Hub. Zusammengesetzt ergeben die Tübbinge einzelne Ringe, wovon jeder etwa 47
Tonnen schwer ist. Insgesamt wurden für den Koralmtunnel rund 160.000 Tübbinge hergestellt und verbaut. Transportiert werden Materialien und
Mannschaften mittels eigener Stollenbahn mit mehr als 30 Loks und etwa 90 Gleiskilometer.

Ausbruchsmaterial wird wiederverwendet
Rund sechs Millionen Kubikmeter Ausbruchsmaterial kommen aus dem Koralmtunnel, was dem Volumen von zwei Cheops-Pyramiden entspricht. Bei den Massen handelt es sich um natürliches, weitgehend wiederverwertbares Baumaterial. So werden rund vier Millionen Kubikmeter als Schüttmaterial für Lärmschutzwälle oder Bahndämme beziehungsweise als Filterkies oder Zuschlagstoff für Beton verbaut.

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